Ein Beitrag von Kriminalpsychologin und Profilerin Katrin Streich
Ein Bewerber gibt im Gespräch mit dem Personaler seine Vita und seine beruflichen Kompetenzen zum Besten. Ein Beschuldigter tischt dem Vernehmer der Polizei eine ausgeklügelte Geschichte auf. Die beste Freundin berichtet über ihre Beweggründe warum sie einen neuen Job sucht und ihr altes Leben hinter sich lassen möchte. Was davon ist wahr, halbwahr oder schlicht gelogen?
Es gibt viele Lebenssituationen, ob beruflich oder auch privat, in denen wir mit Lügen und Halbwahrheiten konfrontiert werden. Da wäre es doch hilfreich wissenschaftlich unterlegtes Wissen anzuwenden, um eine potentielle Lüge ent- oder aufdecken zu können. Bei der Lügenerkennung geht es sowohl um Anzeichen der Lüge beim Gegenüber, als auch um die eigene Kommunikation in der sozialen Interaktion. Kurzfristige "Tricks und Tipps" helfen hier kaum weiter. Sind Sie beispielsweise der Meinung, Sie können eine Lüge anhand der Augenbewegung Ihres Gegenübers erkennen? Oder glauben Sie, dass Anzeichen wie Vermeidung von Blickkontakt oder körperlicher Unruhe Merkmale einer Lüge sind? Dann sind Sie, so ernüchternd das auch sein mag, Vorurteilen zum Thema Lügenerkennung erlegen.
Der Ansatz zum Aufdecken einer Lüge ist komplexer. Die Körpersprache ist zwar ein wichtiger Hinweisgeber, aber sie hat kein Alleinstellungsmerkmal. Erst wenn wir den Inhalt einer Aussage analytisch näher betrachten, können wir besondere körpersprachliche Indikatoren mit bestimmten Stellen des Inhaltes in Verbindung bringen. Merkmale wie körperliche Unruhe, eine bestimmte Körperhaltung, Blickkontakt und Gestik können uns immer nur Hinweise auf Knackpunkte einer inhaltlichen Ausführung geben. Sie sagen uns beispielsweise, dass unser Gegenüber genau an der Stelle des Inhaltes oder in einer Situation sich nicht wohl fühlt. Damit wissen wir aber noch lange nicht, warum dies so ist. Es kann sein, dass der Grund eine Lüge ist, es kann aber genauso sein, dass die Ursachen woanders liegen. Es liegt dann an uns, dieses Verhalten zu erkennen, zu lesen und zu interpretieren oder auch durch gezielte strategische Kommunikation genau an dieser Stelle zu vertiefen. Bei der Lügenerkennung geht es also nicht nur um das Gegenüber, sondern genauso um die gezielte eigene strategisch ausgerichtete Kommunikation. In unserem Seminar "Lügenerkennung und Strategien der Wahrheitsfindung" geht es genau darum. Es wird eine Verbindung geschaffen zwischen den Anzeichen beim Gegenüber, körpersprachlich, emotional und inhaltsbezogen und der eigenen Kommunikation. Die Art zu fragen und zuzuhören oder die Anwendung von Strategien zur Erlangung einer möglichst breiten Informationsbasis sind Schlüsselvariablen beim Aufdecken von Lügen.
Katrin Streich führt am 28. und 29. April in Darmstadt das Seminar "Strategien der Wahrheitsfindung – Wahrheiten herausfinden – Lügen erkennen" durch.
Nähere Informationen und Anmeldemöglichkeiten sinden Sie hier:
http://www.i-p-bm.com/unserethemen/sonderthemen/strategien-der-wahrheitsfindung.html