Hier ein weiteres Fallbeispiel – anonymisiert und verfremdet. Wir möchten damit kleine Einblicke in die spannende und herausfordernde Arbeit des Bedrohungsmanagements geben.
Fall Ares:
Liebe nimmt manchmal komische Formen an. Ares ist Berufsschüler und hat sich in seine Mitschülerin Megara verliebt. Ares hätte sie gern angesprochen, aber traute sich nicht. Seine größte Angst war es, dass Megara sich in jemand anderen verliebt, was schließlich auch passierte. Sie hatte einen Freund. Für Ares brach innerlich eine Welt zusammen, doch zeigte er dies nach außen nicht. Er begann sich seltsam zu verhalten und äußerte bedrohliche Sachen. So beschrieb er Megaras Freund, dass er ihm gerne in den Hinterkopf schießen würde oder beschrieb anderen Schülern, dass er Megara in den Wald bringen möchte, um sie dort zu verbrennen.
Gleichzeitig begann er andere Mitschüler zu rekrutieren und forderte von diesen, ihn mit "Führer" anzusprechen. So scharten sich fünf Mitschüler um Ares, welcher fortan nun eine kleine Gruppe "leitete".
Ares zeigte weiterhin problematisches Verhalten. So stellte er sich auf die Gleise und hielt einen Zug an mit den Worten "Alle sollen sich erinnern". Die Schule handelte richtig und schaltete die Polizei ein, welche den Fall bearbeitete, aber kaum mit der Schule kommunizierte. So kamen wir ins Spiel.
Wir traten in Kontakt mit der Polizei, welche sich jedoch durch das Vorhandensein externer Experten herausgefordert fühlte. Dies entsprach natürlich nicht unserer Absicht. Letztlich haben wir keine komplette Analyse durchgeführt, sondern unsere Erkenntnisse mit der Polizei geteilt und den Fall abgegeben. Man muss wissen, wann man sich zurückzuziehen hat.
Der Fall zeigt, wie wichtig es ist, dass Krisenteams an Schulen gebildet werden. Verhaltensweisen wie die von Ares dürfen nicht ignoriert werden. Sie müssen rechtzeitig betrachtet und bewertet werden, damit die Situation bearbeitet werden kann, bevor es zu spät ist. In dem Fall hat die Schule richtig reagiert, aber wir müssen Strukturen schaffen, die verhindern, dass die richtige Reaktion dem Zufall überlassen wird.
Wichtig ist auch, dass die Polizei offener gegenüber der Zusammenarbeit mit externen Fachleuten wird. Es geht nicht darum zu pauschalisieren, denn wir haben auch sehr gute Erfahrungen mit verschiedenen Polizeibehörden gemacht. Doch die Unterstützung durch externe Experten kann auch für die Polizei entlastend sein. Es heißt nicht "Wir können es besser als ihr", sondern "Wir schauen anders drauf". Ich freue mich deshalb auf viele positive Erfahrungen und positive Veränderungen.