In der nächsten Zeit wird Manuel Heinemann ausgewählte Fallbeispiele anonymisiert und verfremdet hier im Blog vorstellen. Wir möchten damit kleine Einblicke in die spannende und herausfordernde Arbeit des Bedrohungsmanagements geben.
Fall Janus (der Zweigesichtige)
Es war an einem verregneten Tag, als wir den Fall von Janus auf den Tisch bekamen. Eine Klinik wandte sich an uns, weil eine ihrer Pflegerinnen (Aurora) ein massives Problem habe. Uns wurde dann berichtet, dass Janus, der Exfreund der Krankenpflegerin, immer wieder in der Klinik anrufe und frage, wo sich Aurora befinden würde, er erreiche sie nicht. Dies würde so ein Ausmaß annehmen, dass sich die Mitarbeitenden gestört fühlen.
Für Aurora war dies eine massive Belastung, da sie sich schämte. Nachdem die Anrufe keinen Erfolg versprachen, hielt sich Janus immer wieder auf dem Klinikgelände auf, mutmaßlich weil er Aurora abpassen wollte. Dies führte zu einer extremen Verunsicherung bei allen Mitarbeitenden, denn am Telefon hat Janus immer wieder gedroht, dass er schon Mittel und Wege finden würde, um herauszufinden, wann Aurora sich im Dienst befindet. Im Interview erzählte Aurora davon, dass die Beziehung zunächst traumhaft begonnen habe. Janus sei liebevoll gewesen, zuvorkommend und romantisch. Dann habe es einen Streit gegeben und ab diesem Streit habe sich Janus immer mehr verändert. Als hätte er zwei Gesichter, legte er plötzlich und unvorhersehbar seine liebevolle Art ab und habe immer wieder zwischen völliger Abwertung und liebevollen Aktionen geschwankt. Daraufhin hat sich Aurora getrennt. Janus konnte dies nicht akzeptieren und tat zunächst so, als wäre die Beziehung nicht vorbei. Als dies nicht funktionierte, wurde er immer bedrängender und schrieb am Tag 50 - 60 Nachrichten. Dann kam es zu den besagten Anrufen. Er schickte ihr auch Briefe, in der er ihr drohte, dass er in der Klinik um sich schießen würde, wenn sie nicht wieder mit ihm zusammen käme. Den Brief habe sie der Klinik noch nicht gezeigt, aus Angst, dass sie Probleme kriegen würde. Sie sei nun auch krankgeschrieben. Wir analysierten den Fall schlussendlich und kamen zu dem Ergebnis, dass die Gefährdung von Aurora und der Klinik massiv waren. Es waren einige Warnverhalten von Janus vorhanden. Wir arbeiteten eng mit der Polizei zusammen und haben unsere Analyse bereitgestellt. Daraufhin hat die Polizei den Fall eng überwacht und es kam zu keiner Gewalttat. Ich appelliere an die Arbeitgeber: Häusliche Gewalt und Stalking haben Auswirkungen auf das gemeinsame Arbeiten. Diese Phänomene als privat abzutun würde dem nicht gerecht werden. Fälle wie dieser sind ein Grund für Arbeitsunfähigkeit der Mitarbeitenden. Dieser Fall ist auch ein wunderbares Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen Sicherheitsbehörden und privatem Consulting.