Ein Beitrag von Manuel Heinemann
In letzter Zeit begegnen mir auf LinkedIn immer wieder Posts über „Bedrohungsmanagement“, die sich aber nicht wirklich mit Bedrohungsmanagement befassen oder zumindest nur mit bestimmten Teilaspekten. Dies führt aber zu einer Zerfaserung des Begriffes und damit zu einer Diffusion. Hierzu ein paar Punkte:
Punkt 1
Deeskalation ist KEIN Bedrohungsmanagement, sondern ist Teil davon.
Deeskalation befasst sich mit Eskalationen, die aus einem situativen Kontext in Kombination mit einem Auslöser schnell entladen. Sie entstehen im limbischen System als Reaktion auf eine Stresssituation.
Bedrohungsmanagement jedoch greift viel weiter. Über Prävention von Eskalation hinaus, befasst sich das Bedrohungsmanagement mit dem Thema der zielgerichteten Gewalt und deren Verhinderung. Dabei geht es um tiefgehende, psychologische Betrachtungsweisen von Warnverhalten, Analyse von Drohungen, Daten und anderen Quellen mit einer bestimmten Fallmanagement-Strategie. Solche Situationen können nicht deeskaliert werden, weil keine emotionale Reaktion aus dem limbischen System vorliegt und der Prozess der Gewaltentwicklung viel bewusster, als kognitiver ist. Es gibt nichts zum deeskalieren.
Punkt 2
Physische Sicherheit ist kein Bedrohungsmanagement, sondern Sicherheitsmanagement.
Physische Sicherheit ist erforderlich. Aber auch das richtige Stellen des Schreibtisches, die Bedienung der Notrufanlage und ähnliches sind kein Bedrohungsmanagement, sondern Teil eines Deeskalationsmanagements.
Punkt 3
Bedrohungsmanagement ist eine eigene Disziplin und mit einer Vielzahl wissenschaftlicher Studien und jahrzehntelanger interdisziplinärer Zusammenarbeit unterfüttert.
Deeskalationsmanagement und physische Sicherheit sind essenziell wichtig, doch eben kein Bedrohungsmanagement. Daher ist es für Kunden wichtig, genau zu prüfen, was sie selbst unter Bedrohungsmanagement verstehen. Denn viele, die Bedrohungsmanagement möchten, meinen aber Deeskalation oder physische Sicherheit. Bedrohungsmanagement hat damit jedoch nur am Rande zu tun und ist ein völlig anderer Prozess mit eigenen Ausbildungen, eigenen Leitlinien etc.
Nicht umsonst gibt es neben den anderen internationalen Verbänden den Europäischen Verband AETAP (Association of European Threat Assessment Professionals).
Hier sind die Leitlinien beschrieben:
https://www.aetap.eu/guidelines/