von Dr. Jens Hoffmann, I:P:Bm
Auf den ersten Blick ist alles eindeutig. Die Maßnahmen zum Umgang mit dem Corona Virus scheinen das einzig Vernünftige, um uns zu schützen. Es drohen Erkrankungen mit zum Teil schweren Komplikationen und manchmal tödlichem Ausgang.
Hier wirkt die Vernunft, die Aufklärung. Sie suggeriert uns, dass wir uns nur auf das Sachliche, das wissenschaftlich Beschreibbare besinnen sollen. Alleine so ließe sich mit dem Corona Virus umgehen. Das Teuflische ist, dass wir das Virus nicht mit unseren Sinnen erfahren und wahrnehmen können. Es bleibt ein unsichtbarer Feind, um in einer Kriegsmetapher zu verbleiben.
Doch blicken wir nur scheinbar distanziert mit der Brille des sachlich Rationalen. Denn zugleich unterdrücken wir unsere Gefühle, Ängste und Verwirrungen. Dies ist nicht von Vorteil, denn das Verdrängte kann machtvoll werden und Dämme brechen lassen.
Wir sollten deshalb versuchen offener miteinander umzugehen und uns auszutauschen – auch über unsere Verunsicherung und dass wir nicht wissen, wo wir am Ende der Corona Pandemie stehen werden. Sachlichkeit alleine kann sogar schädlich sein und als Ignoranz wahrgenommen werden. Das sehen wir gerade bei der Wut, die bei Teilen der Demonstrierenden hochkocht. Denn wenn ich mich bedroht fühle, ist eine biologische verankerte Reaktion die Aggression. Diese ist auch auch bekannt in der Psychologie als Kampf oder Flucht Reaktion.
Ein großes Eskalationspotential liegt darin, dass beispielsweise Rechtsextreme und Reichsbürger versuchen, diese Stimmung weiter zu instrumentalisieren. Aus einer solchen Gemengelage droht Gefahr von Einzelpersonen oder Kleingruppen, die sich radikalisieren und Gewalt ausüben. Befeuert wird dies zudem durch mannigfaltige Verschwörungstheorien, die wieder den Bereich der angstbesetzten Mythen besetzen. Hier kann es bereits aufgestachelte Personen geben, die durch einen Gewaltakt versuchen, sich selbst in das Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen.
Zeigen Personen bedrohliches Verhalten ist es somit sinnvoll, eine professionelle Risiko-Einschätzung vorzunehmen und gegebenenfalls ein Fallmanagement zu implementieren. Einzeltäter und radikalisierte Gruppen zeigen in fast allen Fällen vorab Warnsignale, die die Umwelt wahrnimmt. Dies ist der Schlüssel zur Prävention von sogenannter schwerer zielgerichteter Gewalt.