von Katrin Streich, I:P:Bm
Die Fallarbeit ist ein wichtiger Bestandteil unserer täglichen Arbeit beim IPBm bzw. dem Team Psychologie und Sicherheit (TPS), unserem Schwesterunternehmen. Fallarbeit meint das Erstellen von Persönlichkeits-, Motivations- und Risikoanalysen über Personen, die sich beunruhigend oder bedrohlich verhalten.
Zum einen können wir so für die bedrohte Person oder Organisation herausarbeiten, ob und wenn ja wie hoch das Risiko für eine schwere Gewalttat ist. Zum anderen finden wir aber natürlich auch Ansatzpunkte für eine geeignete Intervention und führen diese auch wenn gewünscht durch.
Einen wesentlichen Anteil in der Fallarbeit macht das Stalking aus. Aus Sicht des Stalkers handelt es sich hierbei um die obsessive emotionale und gedankliche Fixierung auf eine andere Person. Diese andere Person kann das als bedrohlich empfinden, zumindest aber möchte sie es nicht. Im Zusammenhang mit Workplace Violence (WPV) – einem unserer Kernthemen beim IPBm / TPS – generiert sich die Stalking Interaktion häufig aus einem ehemaligen oder noch bestehenden Arbeitsverhältnis. Auch aus der Gruppe der Kunden oder Klienten heraus können sich Stalker etablieren. Und schließlich die größte Gruppe – das Expartner-Stalking – kann sich im Zusammenhang mit WPV zu einer dynamischen und risikoreichen Kombination entwickeln. Wenn der Stalker weiß, wo die Expartnerin arbeitet, welche Gewohnheiten sie dort hat und mit wem sie kollegial unterwegs ist, erleichtert es ihm das Auflauern, Abgreifen oder Kontaktieren erheblich. Der Arbeitgeber hat in dem Augenblick nicht nur eine Verantwortung für die gestalkte Mitarbeiterin, sondern auch für die restliche Belegschaft.
Stalkingverhalten ist vielfältig in der Phänomenologie. Kontaktaufnahmen finden heute nicht mehr primär über die Post statt, sondern digital. Es ist für Stalker einfach, ein potentielles Opfer zu kontaktieren. E-Mail, Social Media, WhatsApp sind Bestandteile unserer täglichen Kommunikation. Wir sind sichtbar, erreichbar und angreifbar, ob wir das gut finden oder nicht. Die sich heute bietenden - digitalen - Möglichkeiten der Kommunikation erfordern auch ein angepasstes Fallmanagement. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen wie sinnvoll es ist, Stalking in der Fallarbeit aus allen Perspektiven zu begegnen: Risikoanalyse, verhaltenspsychologische Sicherheitsberatung mit der betroffenen Person oder Organisation, Intervention und wenn notwendig Begleitung des Falles über die Zeit. Kern des Stalkings ist ja gerade, dass es sich nicht um eine einmalige Verhaltensweise handelt. Das problematische Verhalten wird über eine lange Zeit wiederholt gezeigt.
Zum Thema Stalking hier ein Artikel in der Frankfurter Rundschau, in der auch die Autorin dieses Blogs zu Wort kommt.
https://www.fr.de/panorama/selbsthilfe-gegen-horror-13540592.html