von Nils Böckler und Dr. Jens Hoffmann
Nach einem 5-jährigen Prozess wurde Beate Z. nun am 11. Juli wegen Mordes an zehn Menschen zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht stellte eine besondere Schwere der Schuld fest.
Von situativer hin zu zielgerichteten Gewalttaten
Während man die Problematik rechter Gewalt lange vor allem mit situativen und alkoholbedingten Auseinandersetzungen junger Männer in Verbindung brachte, führte die Aufdeckung des NSU im November 2011 zu einer erhöhten Sensibilisierung der Sicherheitsbehörden für zielgerichtete Gewalttaten aus dem rechten Spektrum. Es zeigte sich schnell, dass es sich bei Uwe M., Uwe B. und Beate Z. nur um die Speerspitze militanter rechtsextremer Personen in Deutschland handelte.
Dies wurde mit der folgenden Enttarnung des Kommando Werwolf, der Old School Society und der Gruppe Freital sowie den Verdachtsmomenten wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung um den Bundeswehr-Offizier Franco A. oder den Reichsbürger und selbsternannten Druiden Burgos von Buchonia noch deutlicher. Hinzu kommen die Radikalisierungsprozesse sogenannter rechtsextremistischer Einzeltäter wie Frank S., der am 17. Oktober 2015 das Attentat an der heutigen Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker verübte sowie der Anschlag gegen eine Moschee und das Kongresszentrum in Dresden im September 2016 durch Nino K.
Extrem hohe Dynamik im Bereich rechtsextremer Gewalt: Von Blood and Honour, zu den neuen Rechten, den Reichsbürgern bis zur Prepperszene
Die Kontexte der Radikalisierung sind gerade in den letzten Jahren immer dynamischer geworden. Die neue Rechte mischt sich mit altbekannten rechtsextremen Strukturen. Aber auch die Prepper- und Reichsbürgerszene hat das Gesicht des Rechtsextremismus verändert. Mit hunderten „Nein zum Heim Kampagnen“ und Gruppen wie „Wir freuen uns auf die Zukunft“, in denen explizit zur Gewalt aufgerufen wird, ist es heute ein Leichtes in diese regelrecht als Erlebniswelten inszenierten Strukturen einzutauchen. Sie werden weiter gefestigt durch rechte Trollnetzwerke, die es sich zum Ziel setzen, den gesellschaftlichen Diskurs in eine Richtung zu steuern, in dem rechte Gewalt ungestört keimen und legitimiert werden kann. Das Internet ermöglicht es dabei auch gemeinsam einsam zu sein – auch sogenannte Einzeltäter wie Nino K. und Frank S. radikalisierten sich also mitnichten in einem sozialen Vakuum.
Sensibilisierung für rechtsextremistische Strömungen und die Möglichkeit zur Früherkennung von rechtsextremistischen Radikalisierungsprozessen
Nachdem in den letzten Jahren der Fokus stark auf Radikalisierungsprozesse im islamistischen Bereich gelegt wurden, haben wir uns vor zwei Jahren bewusst dafür entschieden, das Seminar „Rechtsextreme Gewalt: Erscheinungsformen, Eskalationsdynamiken und Gegenstrategien“, das sowohl als offenes Seminar in Frankfurt am Main als auch als Inhouse Seminar gebucht werden kann, als Teil der Ausbildung für den Präventionsmanager „Extremistische Gewalt und Radikalisierung“ fest zu implementieren.
Das Seminar wird jedes Jahr aktualisiert, um mit den TeilnehmerInnen im Rahmen von Fallanalysen einen Blick auf die neuesten Dynamiken im Spektrum des Rechtsextremismus zu werfen und gemeinsam Präventionsstrategien für Unternehmen, Institutionen und Behörden zu beleuchten sowie den Umgang mit Instrumenten zur Früherkennung einzuüben.
Hier finden Sie detailliertere Inhalte zu dem Seminar „Rechtsextreme Gewalt“, welches Sie auch als Inhouse-Seminar für sich vor Ort buchen können:
https://www.i-p-bm.com/seminare/seminare-a-z/73/rechte-gewalt-erscheinungsformen-eskalationsdynamiken-und-gegenstrategien