von Mirko Allwinn und Dr. Jens Hoffmann, I:P:Bm
Eine neue Studie zu Amokläufen von Erwachsenen in Deutschland und deren Warnverhaltensweisen erscheint nun im renommierten „Journal of Threat Assessment and Management“ (JTAM). Gemeinsam mit unserem US-amerikanischen Kollegen und Amokexperten Dr. Reid Meloy haben wir eine neue Studie zu schweren zielgerichteten Gewalttaten in Deutschland publiziert.
Hierbei verglichen wir psychotische und nicht-psychotische Amokläufer hinsichtlich von Warnverhaltensweisen, die sie vor der Tat zeigten.
Das Ergebnis war, dass bei jedem der untersuchten Amokläufe von Erwachsenen mindestens ein Warnverhalten präsent war, wie etwa Gewaltdrohungen, Äußerungen gegenüber Dritten (Leakage) oder auch eine negative Fixierung auf Personen oder wahrgenommene Ungerechtigkeiten. Im Schnitt zeigten die psychotischen und nicht-psychotischen Täter mehr als fünf beziehungswiese mehr als sechs Warnverhaltensweisen pro Fall. Ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Gruppen bestand bei Planungs- und Vorbereitungshandlungen, sowie bei direkten Gewaltdrohungen. Die nicht-psychotischen Täter übertrafen hier ihre psychotischen Konterparts deutlich.
Knapp die Hälfte aller Täter waren bereits wegen unterschiedlichster Delikte vorbestraft und auch in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung gewesen. Sie brachen jedoch die des Öfteren die laufende Therapie ab. Innerhalb der letzten 12 Monate vor der Tat erlebten zwei Drittel der Täter schwere Krisen und Stressbelastungen, welche mitunter die letzten Schritte hin zu einer schweren Gewalttat beschleunigten.
Erwachsene Amoktäter zeigen in aller Regel bereits Monate vor der Tat, dass sie sich auf einem möglichen Weg zur zielgerichteten Gewalt befinden. Die Herausforderung für das Fallmanagement liegt nun darin, zunächst die einzelnen Informationen systematisch zu erfassen und zusammenzufügen. Der nächste Schritt im Sinne des Bedrohungsmanagements ist es dann Verhaltensweisen und Kommunikation der auffällig gewordenen Person auszuwerten.
Die Zusammenarbeit von Bedrohungsmanagement-Experten, lokalen Behörden, sozialen Einrichtungen, klinischen Fachpersonen und anderen Stellen kann dabei helfen, zukünftige Taten zu verhindern.
Unsere Studie ist in Kürze unter folgendem Link einsehbar:
https://www.apa.org/pubs/journals/tam/
Eine Kurzübersicht der Untersuchung in deutscher Sprache finden Sie bereits jetzt unter: https://www.forum-kriminalpraevention.de/files/1Forum-kriminalpraevention-webseite/pdf/2016-2/amoklaufe_von_erwachsenen.pdf
Das Thema wird zudem im Workshop „Amokläufe von Erwachsenen“ ausführlich behandelt und kann bei Ihnen vor Ort als Inhouse-Schulung durchgeführt werden: https://www.i-p-bm.com/seminare/seminare-a-z/42/amoklaeufe-von-erwachsenen