Die Hälfte aller Arbeitnehmer in Deutschland war mindestens einmal das Ziel von bedrohlichem Verhalten am Arbeitsplatz. Dies zeigt eine Studie, die von unserem Institut in Kooperation mit der TU Darmstadt durchgeführt wurde.
Dabei wurden 495 Personen nach ihren unterschiedlichen Erfahrungen mit aggressiven Handlungen befragt: 21% der Mitarbeiter wurde schon einmal Gewalt angedroht, 19% waren Opfer von Stalking am Arbeitsplatz, 15% von sexueller Belästigung.
Körperliche Gewalt erfuhren 10% der Arbeitnehmer und 11% machten Erfahrungen mit mitgebrachten Waffen am Arbeitsplatz. Auch das Thema Suizidalität und Suizidäußerungen am Arbeitsplatz war sehr präsent: 21% hatten hiermit einmal auf direkte oder indirekte Art zu tun.
Die Auswirkungen auf die Betroffenen waren beträchtlich und führten zu einem Unsicherheitsgefühl bei der Arbeit (54%) und zu Angst (35%). In jedem vierten Fall berichteten die Betroffenen sogar von negativen gesundheitlichen Auswirkungen (24%). In 15% der Fälle kam es sogar zu einem Arbeitsausfall.
Es zeigte sich, dass Mitarbeiter mit Kundenkontakt einem deutlich erhöhten Risiko ausgesetzt sind, Opfer von Gewalt und bedrohlichem Verhalten zu werden.
Es scheint, dass bislang in Deutschland Gewalt und bedrohliches Verhalten am Arbeitsplatz in seiner Relevanz deutlich unterschätzt wird. Die Häufigkeit solcher destruktiven Handlungen, aber auch Suizidalität und die daraus entstehenden psychischen und physischen Belastungen der Mitarbeiter, zeigen hier für Unternehmen, Behörden und anderen Arbeitgebern einen klaren Handlungsbedarf an.
Quelle: Hoffmann, J., Stier, J., Fries, C. & Funk, J. (2013). Gewalt am Arbeitsplatz. Erscheinungsformen, Häufigkeit und Einflussfaktoren auf Erfahrungen mit bedrohlichen Verhaltensweisen bei deutschen Arbeitnehmern. Institut Psychologie & Bedrohungsmanagement: Darmstadt.