von Dr. Jens Hoffmann, I:P:Bm
In einem Hubschrauber wird der Täter von Halle an der Saale zum Bundesgerichtshof geflogen. Die Fernsehbilder zeigen, wie Stephan B. von einer Gruppe vermummter Spezialkräfte der Polizei in Empfang genommen wird. Er selbst trägt einen weißen Overall. Martialisch.
Am Mittwoch hatte er versucht in einer Synagoge in Halle ein Massaker zu verüben, doch kam er nicht ins Gebäude. Er erschoss eine Frau nahe der Synagoge und dann einen Mann in einem Imbiss. Zwei Menschen, die das schlimme Unglück hatten zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, starben. All dies streamte er live ins Internet. Den groß angelegten Terrorangriff, den er umsetzen wollte, das gelang Stephan B. jedoch ganz und gar nicht.
Er fuhr schließlich mit seinem Auto durch die Straßen und beschimpfte sich selbst. Er habe seinen eigenen Reifen zerschossen, fluchte er. “Once a looser, always a looser.”, sagte er zu sich selbst.
All dies ist alles andere als dämonisch, doch die mediale Berichterstattung suggeriert das Gegenteil. Am Abend kommt der Bundespräsident, es gibt Sondersendungen. Jemand, der in seinem Leben offensichtlich gescheitert ist, wird zum dunklen Anti-Helden. Stephan B. hatte sein Studium abgebrochen. Andere da draußen, die wütend sind und groß herauskommen wollen, haben nun wieder gesehen, wie es gehen kann: Mit Gewalt auf die große Bühne zu kommen, auch wenn sonst im Leben nicht viel gelungen ist.