von Monika Hoffmann, I:P:Bm
Kalifornien – Windan’sea Beach – der Name sagt schon alles. Ein traumhafter Strand mit tollen Wellen zieht hier die Einheimischen, wie Urlauber, aber vor allem auch die Surfer an. Ich gehe ins Wasser, die Wellen sind so verlockend, ein Dutzend Erwachsene und Kinder lassen sich von den Wellen treiben, in die Höhe werfen, herumpurzeln, die Kinder springen immer wieder vor Freude kreischend und jauchzend hinein.
Ich schwimme direkt an der Drop-off Kante, lasse mich von den Wellen hin und her schaukeln, beobachte zwei kleine Mädchen seitlich von mir. „Ich kann hier nicht mehr stehen“ sagt die eine „Und du?“ fragt sie – „Ich auch nicht, aber ich bin eine gute Schwimmerin“. „Ich auch“ antwortet sie und beginnt mit ihrem Brustschwimmen. Den Kopf über Wasser haltend, stark im Nacken gelegt, macht sie doch etwas zappelnde Bewegungen. Einen kurzen Moment kommen beide nicht gut voran. Ich merke die Gegenströmung auch. Ich beobachte die beiden. Abwarten bis die Strömung vorbei ist und dann wieder weiter schwimmen sind meine Gedanken. Bin doch ganz schön weit weg von den beiden, oder?
Plötzlich taucht wie aus dem Nichts ein weiterer Schwimmer, ein jungen Mann seitlich neben den Mädchen, auf. „Hey Girls, bei euch alles ok?“ fragt er und schiebt als Angebot eine Art orangenes Kissen zu den beiden rüber. Sie brauchen es nicht. Die Gegenströmung hat aufgehört und mit der neuen Welle werden wir alle wieder hochgehoben und deutlich in Richtung Strand gedrückt.
Wir gehen alle aus dem Wasser heraus und jetzt merke ich, dass der junge Mann ein Lifeguard ist. Ausgestattet mit Schwimmflossen und einem länglichen Luftkissen, welches mit einem Seil an einem Gürtel um seine Taille befestigt ist. Die Mädchen lachen und albern wieder miteinander und der Lifeguard? Der ist schon lächelnd und mit sportlichen Bewegungen einfach wieder zurück zu den Posten, wo die anderen Lifeguards sind, wo einer von ihnen stehend den Strand mit einem Fernglas beobachtet.
Wow, ich bin zutiefst beeindruckt. Er war zum richtigen Moment zur Stelle. Nicht um jemanden Ertrinkenden zu retten, sondern kurz bevor etwas passieren könnte. Keine Panik, keine Aufregung, ein Lächeln, ein Angebot – alles ist gut. Das nenne ich Prävention!
Ich beobachte in den nächsten Tagen die Lifeguards genauer. Die Wellen sind immer noch hoch und die Unterströmungen nicht gut abzuschätzen. Mehrfach in der Zeit, in der ich sie beobachte rücken sie aus. Manchmal laufen sie am Strand nur hin und schauen genau was ist und drehen wieder um. Manchmal springen sie schnell ins Wasser und sind sofort in der Nähe, dort wo etwas passieren KÖNNTE. Ich schaue auf die Schwimmenden und sehe nur Köpfe im Wasser, aber die Lifeguards beobachten mit ihren geschulten Auge das Verhalten der Schwimmer.
Jetzt muss ich an unserer Firma denken, an die Prävention und das Bedrohungsmanagement. Geschulte Augen beobachten das Verhalten und suchen nach Risikoanzeichen. Irgendwie sind wir dann doch Kollegen, oder?
Die Lifeguards machen ihre Arbeit hier sichtlich gerne. Als wäre es eine Sache der Ehre. In Deutschland hätte man vermutlich die rote Flagge rausgehängt und den Strand längst geschlossen – der Spaß wäre dann vorbei.
Entspannt und aufmerksam – Lifeguards bei der Arbeit an der Windan'sea Beach