von Mirko Allwinn und Dr. Jens Hoffmann, I:P:Bm
Gestern Abend hatte ein 36-jähriger Mann am Düsseldorfer Hauptbahnhof mit einer Axt auf mehrere Menschen eingeschlagen. Dabei wurden neun Personen verletzt. Der Täter leidet laut Medienberichten an einer paranoiden Schizophrenie. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gibt es nicht.
Schwere Gewalttaten im öffentlichen Raum treten in Deutschland glücklicherweise nach wie vor relativ selten auf. Zugleich muss jedoch konstatiert werden, dass es nahezu jedes Jahr mehrere solche Fälle gibt.
Die Tat in Düsseldorf erinnert an Risikomuster, die wir in unserem Institut Psychologie & Bedrohungsmanagement bei einer aktuellen Studie zu Amokläufern herausgearbeitet haben. Hierzu analysierten wir detailliert 33 Amokläufe in Deutschland, die in den Jahren 1999 bis 2012 geschahen.
Wir fanden dabei heraus, dass alle Täter im Vorfeld signifikante Warnsignale gezeigt hatten. Jedoch wurden diese oft nicht zusammengeführt und es wurde meist auch kein nachhaltiges, institutionsübergreifendes Fallmanagement betrieben.
Wir konnten zwei unterschiedliche Tatdynamiken herausarbeiten mit jeweils spezifischen Warnsignalen. Die nichtpsychotischen Amoktäter waren oft verheiratet und hatten Familien. In der Mehrzahl der Fälle planten sie ihre Tat gründlich und über einen längeren Zeitraum hinweg. Die meisten von ihnen wiesen eine hohe generelle Kränkbarkeit auf, vermuteten bei anderen Menschen prinzipiell schlechte Absichten und hingen nach Konflikten Rachegedanken nach. In mehr als der Hälfte der Fälle äußerten sie Todesdrohungen oder machten sogar gegenüber Dritten Andeutungen eine schwere Gewalttat zu begehen.
Die zweite Gruppe, die etwa ein Drittel der Amokläufer ausmachte, war bei der Tatbegehung akut psychotisch. Sie waren bereits in psychiatrischer Behandlung gewesen, wobei diese häufig selbst abgebrochen wurde oder sie die Medikamente nicht mehr regelmäßig einnahmen. Opfer der psychotischen Amoktäter waren zumeist ihnen unbekannte Menschen.
Als Fazit ist festzuhalten, dass Amoktäter je nach ihrem psychischen Zustand unterschiedliche Warnverhalten im Vorfeld zeigen. Mit Hilfe eines strukturierten Bedrohungsmanagements in Kombination mit professionellen Risikoeinschätzungsinstrumenten, lassen sich jedoch in vielen Fällen Gefährdungen früh erkennen, einschätzen und regelmäßig auch entschärfen.
Hier der Link zu unserem nächsten offenen Seminar "Amokläufe von Erwachsenen" am 20.03. in Frankfurt/Main:
Hier ein Link zu einer Kurzdarstellung der Ergebnisse unserer Amokstudie: