Im Rahmen des staatlich geförderten TARGET-Forschungsverbandes wurden 33 Fälle von Erwachsenenamok in Deutschland ausgewertet. Die Hauptanalyse nahmen hierbei die I:P:Bm Experten Mirko Allwinn und Dr. Jens Hoffmann vor.
Es bestanden in der Untersuchung deutliche Unterschiede zwischen Tätern, die an einer psychotischen Erkrankung litten, wie etwa einem paranoiden Wahn oder einer Schizophrenie, deren Realitätsbezug deshalb stark gestört war und denjenigen Tätern bei denen dies nicht der Fall war.
Etwa ein Drittel der Amokläufer ließ sich der psychotischen Gruppe zurechnen. Diese Täter waren nahezu immer ledig. Sie planten selten im Vorfeld ihre Amoktaten, sondern agierten meist spontan. Psychotische Täter setzten häufig Hieb- und Stichwaffen ein und in etwa einem Drittel der Fälle auch Schusswaffen. Häufig attackierten sie ihnen unbekannte Personen. Etwa zwei Drittel von ihnen litt an einem paranoiden Wahn.
Die psychisch nicht schwer erkrankten Täter aus der anderen Gruppe waren zumeist verheiratet und hatten häufig auch Kinder. In der Mehrzahl der Fälle planten sie ihre Tat gründlich und über einen längeren Zeitraum hinweg. Die meisten von ihnen wiesen eine hohe generelle Kränkbarkeit auf, vermuteten bei anderen Menschen prinzipiell schlechte Absichten und hingen nach Konflikten Rachegedanken nach. In mehr als der Hälfte der Fälle äußerten sie Todesdrohungen oder machten gegenüber Dritten Andeutungen eine schwere Gewalttat zu begehen.
Die Analyse zeigt, dass die Mehrzahl der Täter vorab an mehreren Orten und in unterschiedlichen Institutionen auffällig war - und dies häufig sogar über einen längeren Zeitraum hinweg. Es gab jedoch keinen Knotenpunkt, an dem die verschiedenen Informationen zusammengeflossen sind. Genau bei diesem Manko setzt das Bedrohungsmanagement an.
Für die Amokprävention wird dabei im Bedrohungsmanagement sowohl auf der Ebene einzelner Institutionen angesetzt, es wird auf der anderen Seite aber auch die Einrichtung regionaler Netzwerke forciert. Unternehmen, Ämter, Justizbehörden, Hochschulen oder andere Einrichtungen sollten deshalb interne Ansprechpartner und Fallmanager fortbilden, die bei bedrohlichem Verhalten eine Erstbewertung vornehmen und erste Interventionsschritte einleiten können. Diese Ansprechpartner sind nach außen mit relevanten Partnern wie etwa der Polizei vernetzt, sensibilisieren aber zugleich auch in ihrer Einrichtung für den Umgang mit auffälligem Verhalten wie beispielsweise Gewaltdrohungen.
Hier finden Sie den neuen Beitrag zu der Studie von Jens Hoffmann und Mirko Allwin als pdf:
Hoffmann-Allwinn_2016_Amoklaufe_von_Erwachsenen.pdf
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