Diese Woche hat das Gerichtsverfahren gegen den 52 Jahre alten Mann begonnen, der im vergangenen September eine Mitarbeiterin des Jobcenters Neuss erstochen hat. Leider sind Jobcenter, Arbeitsagenturen und andere Behörden überdurchschnittlich häufig Ziel von Drohungen und körperlicher Gewalt. Dies hat dazu geführt, dass hier verstärkt über Sicherheitsmaßnahmen nachgedacht wird. Hierbei lassen sich mehrere Strategien unterscheiden, die sich optimalerweise ergänzen und aufeinander abgestimmt sind.
Technische und bauliche Massnahmen
Alarmierungs- und Schließsysteme sind häufig ein wichtiger Teil der präventiven Sicherheit. Wichtig ist hier allerdings, dass die MitarbeiterInnen wissen, wie damit umzugehen ist und was etwa nach dem Drücken des Alarmknopfes passiert. Auf unseren Seminaren hören wir verblüffend oft, dass dies nicht der Fall ist. Wir empfehlen deshalb bei der Einführung neuer technischer oder baulicher Vorkehrungen zunächst zu erarbeiten, wie diese genutzt werden sollen und dies intensiv mit den MitarbeiterInnen zu besprechen und auch aktiv zu üben.
Psychologische Deeskalation
Psychologische Deeskalation stellt Handwerkszeug bereit, wie in konkreten Situationen mit aufgebrachten, aggressiven und verzweifelten Menschen umgegangen werden kann. Hierbei gilt es zum einen den anderen "herunterzubringen", aber auch den eigenen Stress in der kritischen Situation zu managen. Dies sollten alle MitarbeiterInnen lernen, die mit schwierigen und aufgebrachten Personen direkten Kontakt haben. Weitere Schlüsselkompetenzen sind Techniken der Grenzziehung und Selbstbehauptung, aber auch für den Notfall der entschlossenen Flucht. Selbstverständlich kann dies alles nicht nur theoretisch vermittelt werden, sondern bedarf konkreten Übungen in praxisnahen Situationen. Wir raten für die meisten Behörden von Schulungen ab, bei denen Handgriffe und Kampftechniken im Mittelpunkt stehen. Hierbei kann es bei Laien oft zu einer größeren Eskalationsgefahr kommen und damit einhergehend zu einer erhöhten Selbstgefährdung.
Systematisches Bedrohungsmanagement
Ein oftmals übersehener zentraler Aspekt der Gewaltprävention ist die Einführung eines systematischen Bedrohungsmanagements. Dies muss von der Leitung aktiv angestoßen und unterstützt werden. MitarbeiterInnen brauchen interne Ansprechpartner mit einer speziellen Fortbildung, an die sie sich wenden können, wenn sie Ziel von Drohungen und Aggressionen werden. Eine klare Hauspolitik der Grenzziehung und der Verantwortung für die Sicherheit der MitarbeiterInnen und KlientInnen muss erstellt und gelebt werden. Wichtig ist zudem, dass enge Vernetzung mit der Polizei, aber auch mit anderen Institutionen etabliert wird.
Wir bieten Seminare, Beratungen und Ausbildungen zu den oben genannten Themen an sowie ein zertifiziertes Bedrohungsmanagement für Behörden. Wenn Sie Näheres hierzu erfahren möchten oder Unterstützung benötigen, auch in konkreten Fällen, nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf.